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Die Vorbereitung Teil 1

Um ins Ausland zu gehen benötigt es viel Planung, deshalb fangen wir hier mit der Planung an. Oder wie ich diese Zeit getauft habe. Der Stress der nie zu enden scheint.

Die Vorbereitungen für mein Auslandsjahr in Japan dauert jetzt mittlerweile über ein Jahr an. Ein Jahr in dem ich tausende von E-Mails an noch mehr Menschen geschrieben habe, viele Telefonate führen musste und mich durch Millionen Seiten gesucht habe. Das war wirklich nicht so schön. Aber ich habe einen Traum und deshalb kämpfe ich mich (übrigens noch immer) durch all das durch. Um vielleicht dem ein oder anderen zu helfen, sei es mit sinnvollen Tipps, oder einfach nur mit dem Wissen, dass auch andere es nicht leicht haben, habe ich diesen Blog aufgesetzt. Und ja ein bisschen habe ich ihn auch aufgesetzt, um dann wenn alles geklappt hat damit anzugeben. Ich meine es ist JAPAN!

Okay fangen wir mal ganz am Anfang an…

Eine Gasthochschule finden

Normalerweise haben Universitäten und Fachhochschulen bereits Vereinbarungen (Agreements) mit einigen Hochschulen und Universitäten aus verschiedenen Ländern. In diesen stehen dann Dinge drin wie:

  • Wie viele Studierende dürfen pro Semester/Jahr einreisen?
  • Wie viele Studierende werden von der eigenen Hochschule aufgenommen?
  • Werden die Studiengebühren erlassen?
  • Für welche Fachbereiche gilt die Vereinbarung?
  • Gibt es Dinge die abgeschlossen werden müssen? Wie z.B. Eine Versicherung etc.

Aber mein Leben wäre ja zu einfach, wenn meine Hochschule schon ein Agreement hätte - mit einer Japanischen Universität, die auch für meinen Fachbereich gilt. Und deshalb musste ich mich selbst, darum kümmern, dass ein Agreement zwischen den Universitäten zustande kommt. Glücklicherweise, musste ich dafür nicht ganz so viel tun. Durch meine Professoren wurde mir ein Kontakt an der Osaka University vermittelt, diesen konnte ich dann mit dem International Exchange Office aus meiner Universität in Verbindung setzen und die haben dann einen wohl wirklich langen und komplizierten Austausch gehabt. Ich war wirklich froh, dass ich nicht auch ein Teil davon war.

Denn während das Agreement nebenbei von anderen unfassbar netten und hilfsbereiten Menschen bearbeitet wurde, musste ich mich natürlich selbst noch um eine Menge kümmern. Also gehen wir weiter….

Bewerben an der Gasthochschule

Glücklicherweise konnte ich mich noch während dem Prozess an der Universität bewerben. Dazu musste ich einige Dokumente ausfüllen (yey Papierkram….), ein Passbild und eine Kopie von meinem Reisepass abschicken und einen Research Plan schreiben. Die wollen nämlich wissen, was der Plan ist für meinen Aufenthalt ist. Und da meiner neben den Kursen auch meine Masterarbeit beinhaltet, musste ich dafür die erste Recherche beginnen. Zusätzlich wollten sie einen Nachweis für meine Englisch oder Japanisch Kenntnisse, da meine Kurse auf Englisch sein werden war das ausreichend. Aber…. den muss ich ja auch erst einmal haben, genau wie einen Reisepass den ich noch nicht hatte.

Reisepass beantragen

Also bin ich los, zum Frisör, zu dem Fotografen für Passbilder und dann einen Termin beim Bürgerhaus machen für den Reisepass. Das klingt alles nicht nach viel, aber den Termin musst du auch erst einmal bekommen, der Fotograf muss offen haben und vergesst bitte nicht Leute. Ich habe noch immer nebenbei ein Vollzeit Studium und versuche ein Privatleben zu haben. Also hat das auch alles etwas Zeit in Anspruch genommen. Allerdings war dieser Teil ohne Papierkram möglich und dadurch sehr viel weniger stressig als die anderen!

Sprachnachweis bekommen

Um Nachzuweisen, dass man genug Englischkenntnisse hat, um im Unterricht aufzupassen und nicht absolut zu verzweifeln, kann man einen Test machen, oder man kann Nachweisen, dass das aktuelle Studium auch schon auf Englisch ist. Da meins nur zum Teil englische Module hat, musste ich mir einen der Tests aussuchen. Der bekannteste ist wohl der TOEFL Test. Aber ganz ehrlich Leute… Ich bin eine arme Studentin. Laut der Webseite “Das richtige Studieren” liegt der TOEFL Test aktuell bei ca. 200€ ebenso wie der IELTS und das Cambridge Zertifikat. Ich will einen Nachweis über meine Englischkenntnisse und soll so viel Geld dafür hinblättern? Und dann ist das nicht einmal für immer gültig? NOPE. Das sehe ich überhaupt nicht ein, also fing ich an zu recherchieren. Und siehe da, es gibt eine bessere Lösung. Einige Hochschulen bieten mit dem DAAD zusammen diese Sprachtests an. Diese sind dann limitiert auf z.B. einmal pro Semester. Das heißt, wenn du nicht das benötigte Ergebnis erreichst, musst du ein Semester warten um ihn zu wiederholen, aber… er ist kostenlos für Studierende! Das ist schon mehr nach meinem Geschmack, also habe ich mich dafür angemeldet und nach einiger Zeit hatte ich einen Termin und bestanden. Yey!

Ein Stipendium finden

Ein Auslandssemester ist teuer, ein Jahr logischerweise doppelt so teuer. Da ich dort studiere und nicht arbeite habe ich natürlich kein Einkommen. Also dachte ich mir, ich bewerbe mich für ein Stipendium! Das klingt im ersten Moment nach einer wirklich guten Idee… Ich bekomme Geld, Reisekosten und ggf. je nach Stipendium noch weitere Kostenunterstützung wie z.B. Sprachkurse etc. So sehr ich es auch wertschätze, dass ich das Stipendium am Ende bekommen habe. Es hat mein ganzen Vorgang doch sehr verkompliziert, da ich zusätzlich auch Bafög beantragt habe, aber dazu später mehr.

Meine Wahl fiel dann auf das HAW.international Stipendium des DAADs, da dort nur Leute von Hochschulen sich bewerben dürfen und somit die Konkurrenz kleiner ist. Die Bewerbung war etwas repetitiv, ich glaube ich habe 3 mal gesagt, dass ich Informatik studiert habe, studiere und studieren werde. Aber gut, so ist die Bürokratie in Deutschland nun einmal. Durch meine Erfahrungen mit mehreren Bafög Anträgen bin ich das auch schon gewöhnt. Die Bewerbung war alles in allem ganz okay, so okay wie Anträge bearbeiten sein kann. Vor allem während eines Studiums.

Die Nachteile allerdings… Zuerst einmal musste ich bis Ende Januar warten, um zu erfahren, ob ich ein Stipendium bekomme. Was sich nach einer Ewigkeit anfühlt, wenn man eigentlich endlich weiter planen möchte. Aber gut. Das ist erst der erste Teil der Vorbereitung. Also haben wir jetzt Leute, die sich um das Agreement kümmern, die Bewerbung für die Osaka University ist abgeschickt und eine Bewerbung für das Stipendium abgeschickt. Weiter gehts…

Bafög beantragen

Da ich das schon gewöhnt bin vom Inlandsbafög war das tatsächlich ziemlich okay. Für Japan ist übrigens das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim zuständig. Die Webseite (ist verlinkt) ist übrigens wirklich gut und übersichtlich. Das hat mir viel Arbeit erspart, vor allem haben sie auch eine Checkliste! Endlich eine Seite, die dich wirklich gut unterstützt!

Also habe ich die notwendigen Dokumente zusammengesucht und die Sachen ausgefüllt. Außerdem ein paar Telefonate geführt, da ich einige Unsicherheiten hatte bezüglich meines Antrags. Auch wenn ich weiß, unsere Generation telefoniert nicht mehr so gerne. Wenn ihr fragen habt ruft an. Es ist so viel schneller und ihr könnt viel klarer die Fragen formulieren. Wenn mich die ganze Vorbereitung eins gelehrt hat, dann wie sehr ich E-Mail Verkehr verabscheue.

An diesem Moment habe ich übrigens angefangen Listen zu erstellen, physikalische Listen auf echtem Papier um mir aufzuschreiben, was für welchen Antrag noch fehlt, denn man kann einfach niemals alles direkt schicken. Es geht einfach nicht. Klassische Beispiele für das Auslandsbafög:

  • Studienbescheinigung vom Inland (Meistens macht man den Antrag früher, als das nächste Semester beginnt)
  • Letter of acceptance der Gasthochschule (Zu dem Stress kommen wir später nochmal zurück)
  • Bestätigung des Flugs (Ich buche sicherlich keinen Flug ohne mein Visa schon sicher zu haben)
  • Immatrikulationsbescheinigung in der Gasthochschule (Ist immer erst nach Beginn möglich)

Das sind nur die Dinge, die mir gerade sehr spontan einfallen. Aber jetzt kommt der wirklich nervige Teil…

Stipendium und Bafög gleichzeitig? Warum tu ich mir das an?

Das Problem an dem Stipendium ist ja, das Bafög möchte natürlich wissen wie viel Geld ich bekomme. Macht ja auch Sinn, man soll ja ein gutes Leben im anderen Land haben, kein Millionär werden. Das Geld soll an die Leute gehen die es auch brauchen. Also möchte das Bafög Amt wissen, wie viel ich vom Stipendium bekomme. Ich habe schon erwähnt, dass ich erst Ende Januar Bescheid bekommen habe oder? Nachdem ich dann endlich die Bestätigung hatte (yey ich habe das Stipendium echt bekommen!), musste ich für das Stipendium noch weitere Anträge ausfüllen, Daten raus suchen, wann mein Studium beginnt und so weiter… Und ich habe ja nur eine vorläufige Zusage bekommen. Die bringt mir allerdings nichts, da dort nicht steht wie viel ich bekomme. Deshalb durfte ich weitere Wochen warten - eventuell teils meine eigene Schuld, da ich einen der Briefe nicht richtig gelesen habe und auch durch das Studium etwas später mit den Anträgen begonnen habe. Woher sollte ich wissen, dass sie nach der Bestätigung noch mehr Anträge ausgefüllt haben wollen?! Egal, zurück zum Thema.

Ich habe dann sehr spät erst meine Bestätigung von meinem Stipendium bekommen inklusive dem Betrag den ich dann ENDLICH an das Bafög Amt schicken konnte. Übrigens, wir haben aktuell ende März und mein Bafög hat mir immer noch nicht bestätigt wie viel Geld ich jetzt eigentlich bekomme. Es ist super… Dabei wollte ich ja auch nur im April in Japan sein…

Was war das schlimmste während der Vorbereitung?

Ich glaube das schlimmste war wirklich, dass ich seit etwa einem Jahr Stress habe, um diesen Auslandsaufenthalt zu organisieren. SEIT EINEM JAHR! Und zu etwa 90% der Zeit kann ich absolut nichts tun. Also bin ich im Stress und kann gleichzeitig nicht weitermachen, weil ich wieder einmal auf eine E-Mail oder eine Bestätigung warte. Und dann schreibe ich E-Mails, nur um Leute daran zu erinnern, dass ich eine Antwort brauche. Oder stelle am Ende fest, ich habe eine Antwort schon bekommen… Vor einer Woche.. Aber diese ist in den anderen 200 unnützen E-Mails und dem Stress von der Uni einfach untergegangen.

Und zusätzlich dazu war zu etwa 95% der Zeit nicht einmal klar, ob ich nach Japan einreisen darf. Wegen dem schönen Ding, das wir alle mittlerweile ja so lieben: Der Corona Pandemie. Denn Japan hatte sehr lange die Grenzen komplett geschlossen für Ausländer. Erst seit Anfang März, dürfen zumindest Studierende und Leute aus Arbeitsgründen einreisen. Noch immer keine Touristen, schade für euch, aber ehrlich gesagt ist das total okay für mich. Lasst mich nur bitte endlich in das Land!

Ach und natürlich kann sich diese Situation auch regelmäßig wieder ändern, wie zum Beispiel im Dezember als die Grenzen für ich glaube eine Woche? geöffnet waren und dann aufgrund der lieben Omikron Variante direkt wieder geschlossen worden sind. Danke Corona. Du machst mir die Sache auch nur etwa 20 mal schwerer als sie sein müsste…

Fazit von Teil eins der Vorbereitung

Was haben wir bis jetzt alles erreicht?

  • Agreement ist in Bearbeitung
  • Bewerbung für das Stipendium ist abgeschickt
  • Stipendium ist akzeptiert und weitere Dokumente ausgefüllt
  • Bewerbung für das Auslandsbafög ist abgeschickt
  • Bestätigung des Auslandsbafög
  • Bewerbung an der Gastuniversität
  • Reisepass beantragt
  • Sprachzertifikat erhalten

Also wir warten jetzt erst einmal nur noch auf das Bafög, glaube ich. Wirklich Leute man verliert der Überblick irgendwann über alles was man getan hat. Aber dann schauen wir uns doch mal an, was wir jetzt noch alles machen müssen im nächsten Teil:

  • Versicherungsangelegenheiten klären (Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung)
  • Formulare für das Certificate of Eligibility for Residence in Japan ausfüllen inkl. Nachweise
  • Visa beantragen
  • Flug buchen
  • Koffer endgültig packen (Ich habe ihn jetzt schon 3-4 mal umgepackt)
  • Mich um ein Wohnheim in Japan kümmern
  • Meinen Kopf sortieren (Wirklich, manchmal vergesse ich was noch zu tun ist.)

Also dann. Der Artikel ist aber fürs erste lang genug. Und gibt euch eine kleinen Einblick über den Zustand und die Sachen die auch vielleicht ihr planen müsst wenn ihr nach Japan wollt. Aber auch wenn alles so stressig klingt und ist. Alle Leute die mich unterstützen, sei es meine Kontaktperson in Osaka, das International Office an meiner Hochschule oder meine Freunde und Familie, sie sind alle super nett und hilfsbereit. Ohne sie hätte ich vermutlich schon aufgegeben und wäre noch wahnsinniger geworden als ich es bin. Also danke an euch alle! Und wir lesen uns im nächsten Teil.

Erstellt mit Hugo
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